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Das Gehirn ist das komplizierteste Organ unseres gesamten Körpers. Erkrankungen der Psyche spiegeln somit ebenfalls sehr komplexe Prozesse wieder, die das Erleben, die Emotionen sowie das Verhalten eines Menschen maßgeblich einschränken und verändern können und zusätzlich einen Einfluss auf den gesamten Organismus und seine Körperfunktionen haben. Umso befremdlicher erscheint es, dass gerade diese Erkrankungen häufig von der Umwelt wenig ernst genommen oder immer noch stigmatisiert werden.
Sollte eine psychische Erkrankung Sie in Ihrem Alltag deutlich einschränken, so ist die Behandlung mit Medikamenten indiziert. In diesem Zusammenhang therapiere ich Sie als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie auf der Grundlage meiner langjährigen Erfahrung sowie nach dem neuesten Stand der Wissenschaft leitliniengerecht.

Ketamin-Infusion

Pharmakotherapie

Ketamin ist ein seit Jahrzehnten ein bekanntes Narkose- und Schmerzmittel, mit dem Kurznarkosen durchgeführt und starke Schmerzzustände im Rahmen der Notfallmedizin durchbrochen werden.

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Mittlerweile hat sich Ketamin jedoch auch bei der Behandlung unterschiedlicher psychischer Erkrankungen bewährt. Besonders gut untersucht ist es bei schweren (therapieresistenten) Depressionen. So haben wissenschaftliche Studien gezeigt, dass es bereits nach der ersten Infusion innerhalb weniger Stunden einen raschen signifikanten antidepressiven Effekt zeigt (siehe u.a. Zarate et. al., 2006, Memon et. al., 2020). Darüber hinaus ist Ketamin das erste antisuizidale Medikament zur Akutintervention. Auch bei der postpartalen Depression hat sich die rasche antidepressive Wirkung mittlerweile auch deshalb bewährt, weil die Substanz schnell im Körper verstoffwechselt wird und so kein Risiko für die stillende Mutter und ihr neugeborenes Kind darstellt. 

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In jüngster Zeit ist Ketamin darüber hinaus in unterschiedlichen wissenschaftlichen Studien auch bei anderen Störungsbildern intensiv untersucht worden. Dabei zeigten sich teils sehr gute Effekte in der Behandlung von Zwangsstörungen (Sharma et.al., 2020, Rodriguez et. al., 2013), Suchterkrankungen (Ezquerra-Romano et. al., 2018), der Posttraumatischer Belastungsstörung (Abdallah et. al., 2019), von Angsterkrankungen (Sanacora et. al., 2017, Sartori and Singewald 2019) sowie chronischem Schmerzzuständen (Pickering et. al., 2018) und Kopfschmerzen (u.a. Migräne) (Pomeroy et. al., 2017, Hoffman and Charles 2018) . 

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Neben dem unmittelbaren therapeutischen Effekt hat sich gezeigt, dass Ketamin die Neuroplastizität fördert und verbessert. Neuroplastizität bezeichnet die Anpassungsfähigkeit, was Prozesse der Regeneration und Entwicklung ermöglicht. Durch eine erhöhte Neuroplastizität sind wir wieder mehr in der Lage, durch Gedanken unsere Gehirnstruktur zu beeinflussen und zu formen. Das Gehirn wird durch die Aktivierung bestimmter Areale an Volumen zunehmen und größer werden, was den  psychotherapeutischen Prozess unterstützt und sich so auf die Heilung psychischer Erkrankungen auswirkt.

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Intravenös verabreichtes Ketamin wirkt im Gegensatz zu anderen Antidepressiva sofort. Der Effekt tritt meist bereits kurz nach der ersten Infusion auf und erzielt gewöhnlich sein Maximum am folgenden Tag. Allerdings hält die Wirkung unterschiedlich lang an: Manchmal nur wenige Tage, oft Wochen, in seltenen Fällen sogar Monate oder Jahre. Aus diesem Grunde hat es sich bewährt, 4-6 Infusionsbehandlung in Blöcken über einen Zeitraum von 2-4 Wochen zu verabreichen. Darüber hinaus wird der schnelle Effekt kombiniert durch intensive psychotherapeutische Einzelsitzungen oder ggf. auch hypnotherapeutische Verfahren.  

Zulassung

Seit März 2019 ist Ketamin durch die Food and Drug Administration für die USA zur Behandlung der therapieresistenten Depression zugelassen. In Europa ist der Einsatz von Ketamin als Off-Label-Therapie mittlerweile immer unproblematischer. Da das Präparat an sich seit Jahren in der Anästhesie und Notfallmedizin zugelassen ist, unterscheidet sich die Anwendung im Bereich der psychischen Erkrankungen ledigleich von der Indikation. Off-Label-Therapien sind grundsätzlich in der Medizin vollkommen normal und geläufig.

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